– Wenn ich „altern“ erklären soll, weiß ich es, will ich aber das Gefühl beschreiben, weiß ich es nicht –
Als Ina und ihr Mann vor vielen Jahren sich entschlossen, einen Gesprächskreis zu gründen, schlug er das Thema „Alter“ vor. Ina war überrascht, sicherlich ein wichtiges, vielleicht sogar interessantes Thema, aber wäre nicht Liebe oder berufliche Herausforderungen oder Identität drängender gewesen?
Der Kreis tagte nur ein paar Mal, dann wurde ihr Mann sehr schwer krank und starb nach mehreren Jahren Siechtum.
Er war zwar viel älter als sie, doch so unglaublich lebendig in seiner Seele, seinem Geist in seinem Sein, dass ihr ein Altersunterschied nie aufgefallen war. Nach seinem Tod fühlte Ina sich alt. Zum Altern war ihr keine Zeit geblieben – vielleicht hatten dies die Jahre seiner Krankheit bewirkt.
Ja, sein Sterben, sein Tod hatten sie verändert.
Nicht die grauen Haare, die man ja färben kann, auch nicht die Falten, mit denen man leben muss.
Das Thema „Alter / altern“ bedeutet für sie heute zunächst weniger eine intellektuelle Herausforderung als eine Realität, der sie sich stellt. Doch auch mit dem Wissen, dass in dem Abschied von Jugend auch eine Chance zur Wandlung stecken kann.
Das hat viel mit Liebe zu tun, dachte sie, die die Kraft zur Resilienz schenkt.